Geschichte

Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) findet ihren Ursprung vor etwa 2500 Jahren im damaligen China. Sie hat sich über zwei Jahrtausende hinweg durch einen kontinuierlichen Prozess kritischen Denkens und ausgiebiger klinischer Beobachtungen und Untersuchungen entwickelt.

Zu Beginn der Entwicklung in der Shang Periode (ca. 1600-1100 v.Chr.) wurde weitestgehend Ahnenmedizin betrieben. Die Verursachung einer Krankheit wurde als Einwirkung verstorbener Ahnen oder böswilliger Magie verstanden. Krankheiten wurden durch Versöhnungsgaben oder durch Beschwörungen therapiert.

Unter dem Einfluss taoistischer, konfuzianischer und buddhistischer Philosophien veränderte sich die praktizierende Medizin in der folgenden Zhou Periode (ca. 1100-220 v. Chr.) stark. In dieser Zeit wurden grundlegende Ideen und Konzepte entwickelt, welche die Grundsteine für die Medizin, wie wir sie heute kennen, legten. Das Konzept von Yin und Yang, die Lehre der 5 Elemente, wie auch das Konzept von Mikrokosmos und Makrokosmos nehmen dabei eine herausragende Rolle ein.

Das Medizinsystem wurde mit Hilfe dieser Lehren zunehmend systematisiert und es entwickelte sich eine Entsprechungsmedizin.
Die erste Blütezeit der TCM erfolgte in der Han-Dynastie (ca. 200 v.Chr. – 220 n.Chr.). In dieser Zeit wurden die grossen vier Klassiker der Chinesischen Medizin verfasst. Sie gelten auch heute noch als Grundlagenwerke und nennen sich:

Huang Di Nei Jing (Klassiker des Gelben Kaisers)
Nan Jing (Klassiker der Schwierigkeiten)
Shang Han Za Bing Lun (Das Buch von Kälteschaden und anderen Krankheiten);
Shen Nong Ben Cao Jing (Materia Medica des Gottes des Ackerbaus)

In den folgenden Dynastien wurden die Konzepte, welche in den vier Klassikern vorgelegt wurden, verfeinert und weiterentwickelt. Selbst “neue Ideen“ basierten zumeist auf diesen beschriebenen Konzepten. Selbstverständlich wurden in diesen Jahrhunderten auch viele neue wichtige Werke niedergeschrieben, in denen u.a. Meridiane und Akupunkturpunkte, wie auch über 2000 Arzneimittel
detailliert beschrieben werden.

Als der letzte Kaiser von China 1911 gefangen genommen und die Republik China gegründet wurde, erlebte die TCM ihren Tiefpunkt. Das Denken folgte westlichen Ideologien und Marxisten nannten die TCM sogar als angesammelten Abfall mehrerer tausend Jahre. Nur massivster Widerstand und Proteste seitens des Volkes und praktizierender Ärzte verhinderten ein Verbot.

Eine Wiederbelebung der TCM erfolgte erst wieder nach der Machtübernahme durch die Kommunisten 1949 (Volksrepublik China). Sie nahm nun ihren Platz neben der westlichen Medizin ein. In den frühen fünfziger Jahren wurden Universitäten mit standardisierten Programmen gegründet. Die Chinesische Medizin soll in die westliche Medizin integriert werden und wird dadurch “verwestlicht“. Dies führte zu unweigerlichen Änderungen der traditionellen Medizin mit zwiespältigen Ergebnissen. Einerseits fand eine bessere Strukturierung statt und pseudowissenschaftliche Aussagen wurden überprüft, andererseits wurde die Chinesische Medizin von ihren philosophischen Wurzeln getrennt, da man sie der westlichen Wissenschaft anzupassen versuchte.

1966 begann die schreckliche Zeit der proletarischen Kulturrevolution. Alle Schulen wurden für 10 Jahre geschlossen und alle Bücher, die nicht mit dem Denken von Mao Ze-dong übereinstimmten, wurden verbrannt. Um das Alte und Abergläubige komplett aus der “alten Medizin“ zu schaffen, wurden viele der besten Ärzte aufs Land geschickt, wo sie der harten Arbeit schnell unterlagen und starben.

Mit dem Irrsinn der Kulturrevolution entstand zwangsläufig eine Gesundheitskrise. Um diese in den Griff zu kriegen, bildete man junge Frauen und Männer in dreimonatigen Akupunkturkursen aus und schickte sie aufs Land, um ländliche Regionen medizinisch zu versorgen. Diese Mediziner wurden Barfuss-Ärzte genannt.

Als die Kulturrevolution ein Ende nahm, begann sich die Lage wieder zu stabilisieren. Es wurden wieder Standardausbildungen an Universitäten angeboten und auch Bücher wurden wieder verfasst.

In den 80er Jahren wurde die “Drei-Pfade-Politik“ eingeschlagen, welche die traditionelle und westliche Medizin und deren Kombination als drei eigene medizinische Systeme parallel entwickeln liess und lässt.

TCM und Europa

Durch Berichte von Marco Polo im 14. Jahrhundert, wurde die Akupunktur ein erstes Mal in Europa bekannt. Ein zweites Mal brachten Missionare im 18. Und 19. Jahrhundert die Akupunktur nach Europa. Erste Publikationen erschienen und man begann versuchsweise Akupunktur anzuwenden und zu erforschen, allerdings ohne grosse Popularität.

Erst der französische Konsul Soulie de Morant brachte die ersten guten Übersetzungen der klassischen Werke im frühen 20. Jahrhundert nach Europa. Die Praxis der Akupunktur konnte sich damit bei uns etwas besser etablieren.

In Europa war als erste Methode der Chinesischen Medizin die Akupunktur bekannt. Übersetzungen von Werken der Arzneimitteltherapie gab es erst ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Heute ist die TCM in den europäischen Ländern eine breit akzeptierte medizinische Heilmethode.